Neue Ideen für die Seniorenbetreuung

Neue Ideen für die Betreuungsarbeit

Gut betreuen heißt phasengerecht betreuen

Autor: Volker Gehlert


Die Alzheimer Demenz ist eine langsam aber stetig fortschreitende Erkrankung.

Dabei verhalten sich die betroffenen Menschen in jeder Phase der Krankheit anders.

Bei beginnender Demenz wirken sich Erinnerungslücken, Verlust an Fähigkeiten und immer häufigeres Erleben des Versagens sehr stark auf das Gefühlsleben des Betroffenen aus. Der Betroffene ist schockiert darüber, dass er immer mehr Veränderungen an sich wahrnimmt, die er als bedrohlich und qualvoll empfindet.

Viele Menschen reagieren mit Schutz-Strategien, um ihre Würde zu bewahren, sich nicht
zu blamieren oder sich nicht ausgeliefert zu fühlen:

- Das kann doch nicht sein. Ich habe immer viel gelesen, Kreuzworträtsel gelöst usw. (Leugnen)
- Ach, ich war immer schon ziemlich schusselig. (Relativieren)
- Ach, meine Frau weiß das besser als ich. - Schatz, sag du doch mal! (Humorisieren)
- Ich habe immer solche Kopfschmerzen / Schwindel usw. (Somatisieren)
- Du räumst immer alles weg, wo ist denn das … schon wieder? (Fremdbeschuldigen)
- Aufschreiben, was behalten werden soll, z.B. „Brot und Butter einkaufen“. (Notieren)
- Immer den gleichen Weg nutzen, immer die gleichen Abläufe befolgen (Ritualisieren)
- Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, Vereinen, sozialen Bindungen, Verpflichtungen,
manchmal      sogar gemeinsam mit pflegenden Angehörigen (Isolieren)

- Bei Gesprächen schnell den „roten Faden verlieren“, aber dennoch flüssig weiter reden, oft „ohne Punkt     und Komma“ vom „Hölzchen zum Stöckchen“. Entscheidend ist, im Gespräch zu bleiben, wobei der Inhalt zunehmend nebensächlich wird. (Konfabulieren)

- In die „inneren Erlebniswelten der Vergangenheit“ eintauchen und oft dort verbleiben (Biografieren)

Diese Strategien sind „Rettungsversuche“ und meist von einem wahren Gefühlskarussell (Ratlosigkeit, Angst, Wut, Verzweiflung, Misstrauen, Ungeduld, Trauer, Einsamkeit, usw.) begleitet.

Wichtig: Auch wenn manche oben genannten Verhaltensweisen für uns unsinnig wirken, so sind dies doch die ganz eigenen Strategien des Erkrankten, die er selbst in diesem Moment als hilfreich empfindet. Wir müssen seine Strategien deshalb akzeptieren und schützen.

Im weiteren Verlauf der Demenz verringert sich meist die Fähigkeit, die eigenen Defizite bewusst wahrzunehmen. Damit verringert sich das schmerzvolle Selbsterleben und die Betroffenen finden zu einer neuen Balance und inneren Zufriedenheit zurück. Diesen Übergang bezeichnet man als die "gnädige Schwelle". Unruhe und Laufdrang können in dieser Phase aber auch vermehrt auftreten.

Einen großen Einschnitt im weiteren Verlauf der Erkrankung stellt schließlich der Verlust der Gehfähigkeit dar. Dies wird oft missgedeutet als Unlust des Betroffenen oder als Gelenkproblem. Ursache ist aber nichts anderes als der Abbau der Steuerungsfähigkeit in den dafür benötigten Hirnarealen.

Ebenso wie die betroffenen Menschen ihren Weg durch diese unterschiedlichen Phasen finden, sollten auch die pflegenden und betreuenden Personen ihre Umgangsweise und ihre Kommunikationsform auf die aktuelle Phase des dementen Menschen einstellen.

Einen kompakten Überblick über die Phasen der Alzheimer Demenz und den phasengerechten Umgang finden Sie hier als kostenlosen Download:

Phasen der Alzheimer Demenz
phasengerecht betreuen
Phasen der Alzheimer Demenz Infoblatt.pdf (109.12KB)
Phasen der Alzheimer Demenz
phasengerecht betreuen
Phasen der Alzheimer Demenz Infoblatt.pdf (109.12KB)